Hinter den Kulissen: Wie ich auf Tour gesund und energiegeladen bleibe
Es ist ein ganz normaler Nachmittag im Bryce Canyon. Die Gruppe ist beim Wandern, ich checke gerade die Wetterprognose für morgen – da höre ich den Schrei.
“Sascha! Schnell! Eine Dame ist gestürzt!”
In solchen Momenten schaltet alles in mir sofort um. Ich bin innerhalb weniger Minuten an der Unfallstelle, organisiere parallel den Kontakt zum Notfalldienst und den Rangern des Nationalparks. Die Dame aus der Gruppe war beim Wandern umgeknickt, hatte sich den Knöchel verletzt und konnte nicht mehr selbstständig laufen.
Wir mussten die Rettung organisieren, Erstversorgung leisten, die Kommunikation mit den Rettungskräften übernehmen – und dafür sorgen, dass sie später im Krankenhaus gut versorgt wird.
Was viele nicht wissen: In Bryce Canyon gibt es kein Krankenhaus “gleich um die Ecke”. Wir sprechen hier von Entfernungen nach Panguitch oder Kanab – jeweils mindestens eine Stunde entfernt. Manchmal begleite ich Gäste persönlich in die Notaufnahme oder telefoniere stundenlang mit Ärzten, um zu übersetzen, zu erklären, zu organisieren.
Ein ganz normaler Tag – der plötzlich bis weit nach Mitternacht andauert.
Am nächsten Morgen um 6:00 Uhr stehe ich wieder in der Lobby. Frisch, konzentriert, bereit für den nächsten Tag.
“Wie machst du das eigentlich?”, fragt mich ein Gast beim Frühstück. „Du siehst aus, als hättest du zehn Stunden geschlafen.”
Hatte ich nicht. Aber ich hatte meine Routine.
Diese Frage höre ich oft. Mal nach einem langen Tag mit Wanderungen, Check-ins und Erklärungen – und ich stehe immer noch ruhig da. Manchmal auch morgens, wenn jemand merkt, dass ich zwar da bin, aber nichts vom Frühstück nehme.
Die Antwort ist: Es ist kein Geheimnis – sondern eine Routine. Ein Rhythmus, den ich mir über viele Jahre aufgebaut habe, um konzentriert, klar und präsent zu bleiben. Nicht nur für einen Tag, sondern für die gesamte Tour.
Als Reiseleiter bin ich nicht im Urlaub – ich arbeite rund um die Uhr für Ihre Erfahrung. Und das funktioniert nur, wenn ich gut für mich selbst sorge.
Die Grundlagen: Schlaf und Erholung
Mein eigenes Kissen – immer dabei. Es mag banal klingen, aber bei ständig wechselnden Hotelbetten macht das einen riesigen Unterschied. Konstanz im Schlaf bedeutet Gelassenheit am nächsten Tag.
Kalte Räume, besserer Schlaf. Während deutsche Gäste oft über die starke Klimaanlage klagen, nutze ich sie bewusst. Ich schlafe am besten, wenn der Raum kühl ist. Lieber zudecken als unruhig schwitzen.
Ruhe schaffen. Schlafmaske, mein “Kleiderbügel-Trick” für dichte Vorhänge und eine White-Noise-App gegen Hotellärm – simple Mittel mit großer Wirkung.
Ernährung unterwegs: Einfach und effektiv
Der Tag beginnt mit Wasser. Noch vor dem ersten Essen trinke ich ein großes Glas sauberes Wasser. Mein täglicher Neustart.
Warum ich selten Hotelfrühstück esse. Gäste fragen oft: “Isst du überhaupt?” Natürlich – nur anders. Während ich das Frühstücksbuffet für die Gruppe organisiere, halte ich mich an meine eigene Routine: Proteinshake, gesunde Fette wie Mandelmus, viel Wasser. Keine schweren Kohlenhydrate, kein Zucker. Falls ich später Lust auf Süßes bekomme, reicht ein Stück dunkle Schokolade.
Auf Tour kein Alkohol. Nicht aus Prinzip, sondern aus Professionalität. Ich weiß, wie stark bereits ein Glas Wein meine Schlafqualität und Energie beeinträchtigt. Wenn ich für die Gruppe verantwortlich bin, arbeite ich nicht mit halber Kraft.
Grenzen ziehen – für bessere Performance
Nach dem Check-in ziehe ich mich zurück. Nicht aus Unfreundlichkeit, sondern aus Notwendigkeit. Ich brauche diesen Rückzug, um am nächsten Tag wieder voll da zu sein. Ich bin für die Gruppe da – aber nicht rund um die Uhr für jeden einzelnen verfügbar.
Von Profi-Athleten gelernt. Früher habe ich meine Frau auf ihrer Tennis-Tour begleitet. Ihr Leben als Profi-Spielerin bestand aus Struktur, Regeneration, Fokus. Das hat mich geprägt. Sie performte auf dem Platz – ich tue es auf der Straße, im Bus, in Nationalparks. Andere Bühne, gleiche Anforderungen.
Die unsichtbare Arbeit verstehen
Tourleitung ist kein Dauerurlaub. Wir fahren durch atemberaubende Landschaften und übernachten in schönen Hotels – aber ich bin dabei weg von Familie und Kindern, bin 24 Stunden verfügbar für Notfälle, Umbuchungen, spontane Krankenhauszugbesuche. Es ist eine Aufgabe, bei der ich meine volle Aufmerksamkeit gebe, damit andere einen unvergesslichen Urlaub erleben können.
Meine stillen Momente
Schwarzweiß-Fotos unterwegs. Manchmal mache ich unauffällig ein Foto. Gäste fragen: „Warst du noch nie hier?” Ich war schon oft hier. Aber das Fotografieren ist für mich Meditation. Ich fotografiere Details, Lichtstimmungen, Strukturen – für mich, nicht für Social Media. Mein stiller Moment mitten im Trubel.
Daten helfen beim Verstehen. Mein Whoop Strap zeigt mir über die Jahre: Schlechter Schlaf nach spätem, schwerem Essen. Kaum Erholung nach Alkohol. Und wie viel Kraft Konsistenz bringt. Es geht nicht ums Perfektsein, sondern darum zu spüren, wann mein Körper eine Pause braucht.
Der Punkt dahinter
Ich mache all das nicht aus Strenge oder Perfektionismus. Ich habe gelernt: Wenn ich gut für mich sorge, kann ich auch gut für andere sorgen. Diese Routine gibt mir die Energie und Klarheit, die ich brauche, um jede Tour zu einem besonderen Erlebnis zu machen.
Vielleicht ist auch für Euch ein Gedanke dabei für die nächste Reise – ohne Druck, aber mit dem Wissen: Manchmal macht eine kleine Veränderung den entscheidenden Unterschied.
English Version:
What Really Happens Behind the Scenes on a Tour – and How I Stay Focused and Recovered While Traveling
It’s a regular afternoon at Bryce Canyon. The group is out hiking. I’m checking the weather forecast for tomorrow when suddenly I hear someone shouting:
“Sascha! Quick! A lady has fallen!”
In moments like that, everything inside me shifts into emergency mode. I reach the scene in minutes, while simultaneously contacting emergency services and the national park rangers. One of our guests had twisted her ankle hiking the Navajo Trail, fallen, and couldn’t walk anymore.
We had to coordinate a rescue, provide first aid, communicate with the rangers and EMTs—and ensure that she’d be well cared for afterward.
What most people don’t realize: there’s no hospital “right around the corner” in Bryce Canyon. The nearest options are towns like Panguitch or Kanab, each at least an hour away. Sometimes I accompany guests to the ER myself, or I’m on the phone for hours with doctors—translating, explaining, organizing.
A totally normal day can suddenly stretch well past midnight.
And yet, the next morning at 6:00 a.m., I’m back in the hotel lobby—refreshed, clear-headed, and ready for the next day.
“How do you do it?” a guest asks me over breakfast. “You look like you slept ten hours.”
I didn’t. But I had my routine.
This question comes up a lot—whether it’s after a long day of hiking, coordinating logistics, or giving explanations, and I’m still standing there calm and collected. Sometimes people notice I’m around in the mornings but never actually eating breakfast.
The answer isn’t a secret. It’s a rhythm I’ve developed over many years to stay focused, clear, and present. Not just for one day—but for the entire tour.
Being a guide isn’t a vacation. It’s a full-time responsibility to make sure your trip runs smoothly. And that only works if I take good care of myself along the way.
The Basics: Sleep and Recovery
My pillow comes with me. It might sound small, but when you sleep in a different hotel every night, consistency matters. The same pillow means better sleep, and better sleep means I can stay calm and focused.
Cold room, better rest. While many German travelers complain about the icy air conditioning in buses and rooms, I embrace it. I sleep best in a cool environment. I’d rather add a blanket than toss and turn from overheating.
Create calm. A sleep mask, my “hanger trick” to close the curtains tightly, and a white noise app to drown out hotel sounds—small steps that make a big difference.
Eating on Tour: Simple and Sustainable
Water comes first. Before I eat anything, I drink a big glass of clean water. It resets me and gets the day started right.
Why I skip hotel breakfast. Guests often ask: “Do you even eat?” Of course I do—just differently. While I’m in the breakfast area making sure everything is in order for the group, I stick to my own plan: a protein shake, some healthy fats like almond butter or nuts, and lots of water. No sugar, no heavy carbs. And if I feel like something sweet later on, one piece of 85%+ dark chocolate is all I need.
No alcohol on tour. Not because I’m strict—but because I know it messes with my sleep and recovery. Even one glass of wine can throw off my rhythm. And when I’m responsible for the whole group, I need to stay 100% sharp.
Boundaries = Better Performance
After check-in, I retreat. Not to be antisocial, but to recover. I’m responsible for the entire group, not every individual moment. So I protect my energy in the evenings so I can show up fully the next day.
I learned this from pro athletes. I spent years traveling with my wife during her tennis career. As a professional athlete, her days revolved around structure, recovery, and performance. That shaped me too. She performed on the court—I perform on the road, in the bus, in national parks. Different arena, same standards.
The Work You Don’t See
This isn’t a vacation. We travel through incredible landscapes and stay in beautiful places—but I’m away from my wife and children, constantly available for emergencies, last-minute changes, and even hospital visits. My job is to make sure you have the vacation of your dreams. That’s what drives me.
Quiet Moments That Recharge Me
Black-and-white photos. Every now and then, I’ll take a photo while the group is out. Some guests ask, “Haven’t you been here before?” I have—many times. But for me, photography is like meditation. I don’t take the usual tourist shots. I capture textures, shadows, moments. And sometimes I use them in my personal journal or post them quietly to my site.
Data helps too. My WHOOP strap shows me patterns: poor sleep after late meals, almost no recovery after alcohol, the power of consistency. It’s not about perfection—it’s about tuning in and respecting what my body needs.
The Bottom Line
I don’t follow this routine out of strictness or obsession. I’ve just learned that when I take care of myself, I can take better care of others.
This rhythm gives me the energy and clarity I need to turn each tour into something truly special—for you.
And maybe there’s a tip or two in here you can use on your next trip. You don’t have to go all in—but sometimes, just one small change can make all the difference.