Wohin sind die Black-Owned Bars von New Orleans verschwunden?

Eine stille Würdigung und Klage über das Verschwinden besonderer Orte

Vor kurzem habe ich eine zweiwöchige Tour durch die Südstaaten beendet – Eine Reise, die sich intensiv mit der Bürgerrechtsbewegung, der Geschichte und der Musik dieser Region beschäftigte. Gemeinsam mit Dr. Florian Pfeil, einem ausgewiesenen Experten für Bürgerrechte und Musikgeschichte, besuchten wir Orte, die ich schon oft gesehen hatte – und doch bekamen sie diesmal eine neue Bedeutung. Seine Perspektiven öffneten mir die Augen auf eine Weise, die weit über das rein Historische hinausging.

Und wie so oft, zog mich New Orleans wieder in seinen Bann. Diese Stadt fühlt sich anders an. Natürlich ist hier nicht alles glänzend – aber ich spüre jedes Mal eine Art Zugehörigkeit, ein Echo der Geschichte, das mich nicht loslässt. Je öfter ich komme, desto tiefer möchte ich eintauchen. In New Orleans lebt die Vergangenheit – auf der Straße, in der Musik, in den Menschen. Und je tiefer ich grabe, desto faszinierender wird

Ihr Verschwinden ist kein Zufall

Diese Faszination führte mich zu einer unbequemen Frage: Wohin sind all die Black-Owned Bars verschwunden, die einst das soziale Rückgrat vieler Viertel bildeten? Der Fotograf und Autor L. Kasimu Harris hat sich dieser Frage in seiner eindrucksvollen Fotoserie Vanishing Black Bars & Lounges gewidmet. Was er dokumentiert, ist nicht nur architektonischer Verlust – es ist ein kulturelles Verschwinden.

Der Rückgang dieser Bars ist kein Zufall. Es sind die bekannten Kräfte: Gentrifizierung, wirtschaftlicher Druck, fehlende Unterstützung, städtische Verordnungen. Viele dieser Bars mussten schließen, weil sie den steigenden Mieten nicht standhalten konnten oder weil neue Auflagen sie zum Aufgeben zwangen. Und manche verschwanden still – weil ihre Besitzer alt wurden und niemand da war, der das Erbe weiterführen wollte. Mit jeder Schließung geht ein Stück kollektives Gedächtnis

Warum diese Bars wichtig waren

Was Außenstehende vielleicht als einfache Kneipe sahen, war für viele ein Ort der Gemeinschaft, der Erinnerung, der Identität. Hier wurde nicht nur getrunken – hier wurde gelacht, gestritten, getrauert, geplant. Diese Bars waren Wohnzimmer für die Nachbarschaft. Man konnte jederzeit vorbeikommen, ein Gespräch anfangen, die Seele baumeln lassen.

Sie waren Orte, an denen Kultur lebendig blieb – nicht in Form von Folklore für Touristen, sondern als echter, gelebter Alltag. Sie waren unsichtbare Institutionen, von denen kaum einer sprach – und doch prägten sie das soziale Gefüge ganzer

Ein legendäres Beispiel: Das Dew Drop Inn

Ein besonders berühmtes Beispiel war das Dew Drop Inn in New Orleans. Von 1939 bis 1970 war es nicht nur ein Nachtclub – es war ein kulturelles Zentrum der afroamerikanischen Musikszene während der Zeit der Rassentrennung. Hier traten Legenden wie Ray Charles, James Brown, Sam Cooke, Ike & Tina Turner, Otis Redding, Solomon Burke und Little Richard auf.

Little Richard ehrte den Club später mit dem Song „Dew Drop Inn“.

Der Blues-Sänger Joseph “Mr. Google Eyes” August, der dort regelmäßig auftrat, sagte einmal:

Solche Orte waren nicht nur Bühnen – sie waren Schutzräume. Hier traf man sich, probte, feierte, trauerte – und vor allem: man gehörte dazu. Das Dew Drop war ein Symbol dafür, was kulturelle Räume leisten können, wenn man sie lässt.

Die neuen Bars sind nicht dasselbe

Heute entstehen vielerorts neue Bars – hip, durchgestylt, mit Signature-Cocktails und Vintage-Dekor. Aber sie wirken oft wie eine Imitation. Man sieht New Orleans – aber man fühlt es nicht.

Diese neuen Orte sprechen oft nicht mehr die Sprache der Nachbarschaft. Sie sind für Besucher gemacht, nicht für die Menschen, die schon immer hier gelebt haben.

Was wir verlieren

Wenn diese Bars verschwinden, verlieren wir mehr als nur Gebäude. Wir verlieren Zugänge zu Geschichten, die sonst nirgends erzählt werden. Wir verlieren Räume, in denen Erinnerung gepflegt wird. Und wir verlieren ein Stück der Seele dieser Stadt.

Denn Kultur lebt nicht in Museen oder Touristenbroschüren. Sie lebt in Menschen, in Gesprächen, in Alltagsritualen. Und sie braucht Orte, um zu überleben.

Ein Aufruf zum Erinnern – und zum Handeln

Die Frage „Wohin sind die Black-Owned Bars gegangen?“ ist eine schmerzhafte – aber auch eine, die zum Nachdenken anregt.

Was können wir tun, um das zu schützen, was noch da ist?

Wie können wir Black-Owned Businesses unterstützen, nicht nur mit Worten, sondern mit Taten?

Wie können wir Geschichten wie die von L. Kasimu Harris oder Orten wie dem Dew Drop Inn weitertragen, sodass sie nicht in der Vergangenheit verschwinden, sondern Teil unserer gemeinsamen Erinnerung bleiben?

Wenn du das nächste Mal in New Orleans bist:

Frag nicht nach der besten Happy Hour auf Bourbon Street. Frag jemanden aus der Stadt: „Wo gehst du hin, wenn du einfach nur du selbst sein willst?“

Und wenn du dort bist – hör zu. Und vergiss das Trinkgeld nicht – sie haben es verdient.

Denn diese Bars waren nie nur für den Alkohol. Sie waren – und sind – Orte der Zugehörigkeit.


Where Did the Black-Owned Bars of New Orleans Go?

A Quiet Tribute and Lament for the Disappearance of Meaningful Places

I just wrapped up a two-week tour through the Southern States — a journey dedicated to civil rights, history, and music. Traveling alongside Dr. Florian Pfeil, a scholar of civil rights and music history, gave new meaning to places I had seen many times before. His insights reshaped how I experienced them — not just as stops on a map, but as living, breathing chapters of a deeper American story.

And once again, New Orleans pulled me in. This city always feels different. Not everything here is shiny or smooth — far from it — but there’s a sense of history, of belonging, that keeps calling me back. Every time I return, I want to go deeper. In New Orleans, the past doesn’t hide — it walks beside you. And the deeper I dig, the more captivated I become.

The Disappearance Is Not Accidental

That curiosity led me to a hard question: Where have all the Black-owned bars gone — the ones that once anchored entire neighborhoods? Photographer and writer L. Kasimu Harris has been asking that same question in his powerful photo series Vanishing Black Bars & Lounges. What he’s capturing isn’t just physical loss — it’s cultural erasure.

These bars didn’t disappear by accident. Their decline is the result of familiar forces: gentrification, rising rents, city regulations, generational shifts. Some were forced to sell. Others couldn’t meet the costs. Some simply faded when their owners aged and no one stepped in to carry it forward. Every closure is a rupture in the memory of a neighborhood.

Why These Bars Mattered

To outsiders, they may have looked like just another dive. But to locals, they were living rooms, community centers, places of identity. These weren’t just places to drink — they were where people laughed, argued, mourned, celebrated. Places where the soul of a neighborhood was on full display.

They were the kind of institutions that didn’t have preservation plaques — but should have.

They were culture made visible and local.

A Legendary Example: The Dew Drop Inn

One of the most famous examples was the Dew Drop Inn in New Orleans. From 1939 to 1970, it wasn’t just a nightclub — it was a cultural sanctuary for Black musicians during segregation. Legends like Ray Charles, James Brown, Sam Cooke, Ike & Tina Turner, Otis Redding, Solomon Burke, and Little Richard all performed there.

Little Richard later honored the venue with a song titled “Dew Drop Inn.”

Blues singer Joseph “Mr. Google Eyes” August, a regular performer there, once said:

“The Dew Drop was just it. It was the foundation for musicians in New Orleans… If you couldn’t get a gig at the Dew Drop, you weren’t about nothing.”

These spaces weren’t just venues — they were sanctuaries, rehearsal rooms, safe havens, places of belonging. The Dew Drop Inn is a powerful symbol of what cultural spaces can be when they’re allowed to thrive.

The New Bars Aren’t the Same

Today, stylish new bars appear across New Orleans — places with craft cocktails and curated decor. But often, they feel like replicas of something once real. They wear the skin of New Orleans, but not the soul.

They’re built for tourists, not for the people who made this city what it is.

What We Lose

When these bars disappear, we lose more than buildings. We lose access to stories that never made it into textbooks. We lose the places where culture lived and breathed. We lose part of the city’s soul.

Because culture doesn’t live in museums or brochures. It lives in people, in conversations, in shared ritual.

And it needs space to survive.

A Call to Remember — and Act

The question “Where did the Black-owned bars go?” is painful — but necessary.

What can we do to protect what’s left?

How can we support Black-owned spaces, not just with sentiment, but with action?

How can we carry forward the stories of people like L. Kasimu Harris and places like the Dew Drop Inn, so they don’t vanish into footnotes?

Next time you’re in New Orleans:

Don’t just look for the best Happy Hour on Bourbon Street. Ask someone local: “Where do you go when you just want to be yourself?”

And when you find that place — listen. And don’t forget to tip — they’ve earned it.

Because these bars were never just about the drinks.

They were — and still are — places of belonging.

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